Sonntag, 1. Juni 2008

Heute ist U.N.E.S.C.O.-Welterbetag - Nr. 3

und somit das perfekte Datum, um diesen Blog zu starten. In Deutschland gibt es bis dato 32 Welterbestätten: die Altstadt von Bamberg ist seit 1993 Welterbe und ich bin in Bamberg geboren und habe dort die ersten 32 Jahre meines Lebens verbracht.

Erst seit 1998 hat sich mein persönliches Wissen um diese Stadt um ein unglaublich finsteres Kapitel erweitert, dass im Lauf der Zeit anscheinend komplett aus der offiziellen Geschichte Bambergs eleminiert wurde: die 3 Wellen der Bamberger Hexenverbrennung von 1595 bis 1632.

In meiner Schulzeit gab es bis zum Abitur keinerlei Wahrheiten über das wahre Ausmass der katholischen Inquisition in Bamberg zu erlernen und so war es ein Artikel im Magazin "DER SPIEGEL" der mich erstmals aufmerksam machte, dass die Historie Bambergs eine gravierende Lücke Anfang des 17-ten Jahrhunderts aufweisst, die - nach meinem jetzigen Wissensstand - zum Beginn des 20sten Jahrhunderts enstand, denn noch bis zum Jahr 1900 lassen sich ausführliche Beschreibungen dieser Epoche im FRÄNKISCHEN TAGESANZEIGER nachlesen.

Ich möchte diesen Blog dazu verwenden, die chronologisch belegten Ereignisse in Form eines Tagesbuchs nachzuempfinden. (Siehe Beispiel vom Juli 1628).

Mit Hilfe einer neuen Opfer-Datenbank können wir von einigen gut dokumentierten Schicksalen die gesamte Leidensgeschichte des Opfers komplett nachvollziehen - bei vielen Akten aber gibt es z.B. nur ein Testament, oder einen Eintrag auf einer Besagungsliste, oder einer Verpflegungsliste im Malefiz Haus.




Weder Kanzler Dr. Georg Haan noch die anderen Volksvertreter, die teilweise über 20 Jahre im Dienst der Stadt standen, bevor sie gefoltert und lebendig verbrannt wurden, haben in der Stadt Bamberg jemals ein Mahnmal, eine Erinnerungstafel oder gar ein Grab (mit Gottesdienst?) erhalten.

Ihr sinnloser, grausamer und unveröffentlichter Tod hat die Stadt über Jahrhunderte geschändet, was Bamberg im traditionellen Volksmund europaweit den Beinamen "SCHREIN DES GRAUENS" einbrachte.

Wir widmen unsere Kampagne dem Gedenken an die ca 1000 unschuldigen Inquisitions-Opfer und wenn Bamberg den Slogan "FARBE BEKENNEN" benutzt, um gegen den Parteitag der NPD zu protestieren, dann nehme ich diese Aufforderung gerne auf: "FARBE BEKENNEN" zur historischen Wahrheit, denn wir Leben mittlerweile im Zeitalter der Aufkärung, oder irre ich mich da?

Weshalb gab es dann bis dato niemals eine "wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit"?

Fragen Sie die Leute, die in Bamberg für Bildung, Moral und Erziehung verantwortlich sind, (...und damit auch ihren Lebensunterhalt verdienen) - aber nicht mich - ich bin nur der, der es schreibt, und:

... man kann nur dann etwas investigativ erforschen, wenn sich im Vorfeld Menschen die Mühe gemacht haben, etwas vor der Öffentlichkeit zu verstecken.

Wären diese einmaligen Vorkommnisse der Bamberger Geschichte "Allgemeinwissen", dann würde dieser BLOG eine obsolete Zeitverschwendung darstellen.



Das diesjährige Motto des U.N.E.S.C.O.-Welterbetags heisst: "Lebendiges Welterbe" und in Bamberg gibt es heute ein umfangreiches Vortragsprogramm mit dem Titel "Archäologie in Bamberg" - ob die Forderung der U.N.E.S.C.O. nach "Vermittlung von Informationskompetenz" dabei im Welterbe-Ensemble Bamberg zum Tragen kommt, lässt sich anhand der aktuellen Vortragsobjekte einfach überprüfen: kein Malefiz Haus > keine Kompetenz.

Da nützt es dann auch wenig, dass es im Bamberger Rathaus seit Januar 2008 ein neu eingerichtetes Kompetenz-Zentrum Welterbe gibt ...


Dieser Blog ist die Erweiterung des "Malefiz-Blogs" der sich auschliesslich mit der aktuellen Entwicklung des Vortrags zum TAG DES OFFENEN DENKMALS am 14.September 2008 in Bamberg beschäftigt.

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