Samstag, 7. Juni 2008

... wir drehen die Zeit zurück > um 380 Jahre

und sind somit im Erzbistum Bamberg des Jahres 1628 - erste Juniwoche.

Update:

Das Malefiz Haus ist seit einigen Monaten in Betrieb. Es wird als prunkvolles Gebäude mit einer großen Anzahl an Verzierungen beschrieben und ist von 3 Meter hohen Mauern eingezäunt. Eine Flucht aus diesem gut bewachten Gefängnis scheint wohl ziemlich unmöglich.

Trotzdem wurde der prominenteste Gefangene, der Kanzler von Bamberg Dr. Georg Haan in der "Alten Hofhaltung" auf dem Domberg inhaftiert - das war am 20. Mai 1628.


Die ALTE HOFHALTUNG - der Kaiserdom im Hintergrund


Schon seit dem 2. Mai 1628 sitzt auch sein Sohn Dr. Georg Adam Haan in Haft - Die Frau des Kanzlers Catharina Haan und ihre älteste Tochter Katharina Röhm waren Anfang 1628 bereits als Hexen verbrannt worden.
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In der ersten Juniwoche 1628 sind weitere Aktensätze über folgende Prozesse erhalten:

1. Hans Merkhlein - 6. Juni 1628 (unvollständiger Aktensatz)

2. Kuniguntha Schwarzmennin, 6. Juni 1628 - ca. 30 Jahre alt, von Herzogenaurach gebürtig.

Leugnet alle Vorwürfe und wird deshalb in die Tortur geschickt:

9.6.1628: Daumenschrauben, Beinschrauben, 1 Stunde auf dem BOCK, weher Zug 1/4 Stunde
1.7.1628 Inquisitin wird mit Ruten gepeitscht
17.7.1628 3/4 Stunde auf den Bock gesetzt; Sie bittet um Bedenkzeit, was nicht gewährt wurde
18.7.1628 sagt "ganz gütlich" aus Geständnis
29.7.28 gütliche Ratifizierung des Geständnis: Sie habe Vieh getötet "Sie hat so lange ausgehalten, weil sie an ihre kleinen Kinderlein gedacht hat, seit das neue Haus gebaut wurde, hatte sie Angst, auch herein zu kommen."

Alles gütlich und peinlich ratifiziert
Testament ohne Datum (weitere Akten fehlen)

3. Kunigunda vom Ziegelanger - 7. Juni 1628 - (unvollständiger Aktensatz)

4. Anna Krumpholzin, 7. Juni 1628 - in Bamberg geboren, ca. 38 Jahre alt, wurde vor 5 Jahren von Wunderheiler kuriert; leugnet alle Vorwürfe,

Tortur: Daumenschrauben, Beinschrauben: gesteht Verführung vor 14 Jahren.
ca. 50 Besagungen innerhalb der Bamberger Unterschicht.

8.6.1628 Besagt die Angeklagte Hans Morhaubt und dessen Bekannte.
Testament ohne Datum von Schreiber Herrenberger aufgenommen (ihm wird dafür eine Kuhhaut vermacht).

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Dieses WELTERBE-Tagebuch wird also in den kommenden 3,5 Jahren alle entsprechenden Opferdaten auflisten - je mehr Informationen es gibt- umso mehr können wir über die Opfer schreiben.

Alle Datensätze stammen u.A. aus dem Buch von Dr. Britta Gehm: "Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg .... "

Nicht jeder Prozess hat zwangsweise auch zur Hinrichtung geführt: es gab Fälle von Flucht, Korruption (Freikaufen) und ganz oft auch den lapidaren Schlusseintrag: mortua in cacere - im Kerker an der Folter gestorben.

Unabhängig davon, dass es monatelang gar keine Datensätze gibt (verlorene Akten) wurde auch wissenschaftlich bewiesen (Tintenfluss-analysen) das die Aktensätze seit 1626 anscheinend fast alle "geschönt wurden", was direkt mit dem Eingreifen des Reichshofrates in Wien zusammen hängt.

Mehr dazu in ca 7 Tagen.

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