Montag, 28. Juli 2008

Die Woche vom 23. bis zum 30 Juli - 8 Einträge

24. Juli 1628

Augspurgers Maigel
, hat Michael Bach belastet,
Testament ohne Datum.

Staub, Melchior der Junge, hat Jacob Dietlein zu Steinbach
belastet

Weiherin, Gehrtraut, von Steinbach, hat Jacob Dietlein
belastet

26. Juli 1628

Häanin, Margretha Zeil ledig, Hans Rietmeyers
Stieftochter, kurz vor ihrer Hochzeit mit Cunz Rupp verhaftet worden, am
18.11.1627 verhaftet, am 29.11.1627 verbrannt, hat Arnoldin belastet.

27. Juli 1628

Schaadin, Anna Hans Schaadens Frau hat Mahr Düschin
belastet

28. Juli 1628

Bayrin, Brigitha, Akte fehlt, hat Caspar Hammel belastet,
Testament ohne Datum

Marrin, Catharina, Einhändlerin genannt, hat Schwartzin belastet,

29. Juli 1628

Dietmayer, Jacob - Bürgermeister in Bamberg
von Gemünden aus dem Stift Würzburg gebürtig, ca. 50 Jahre alt, Sohn Hans Jacob,
Töchter Susanna und Maria, leugnet, Bedenkzeit gegeben 31.7.28 gütlich befragt: es müsse ihn
der Teufel bei dem Trudentanz repräsentiert haben,
Tortur: Daumenschrauben, Beinschrauben, ist auf die
Tortur geführt worden, am Zug gebunden ohne aufzuziehen, will gestehen:
Verführung vor 30 Jahren, als er noch ledig und Kanzlist gewesen;
Aussage peinlich ratifiziert.

Sonntag, 20. Juli 2008

Die Woche vom 15. bis zum 22 Juli - 8 Einträge

16. Juli 1628

Margaretha Gundtermännin, ledig aus Zeil

Akte fehlt, am 4.8.1628 in Konfrontation, hat auf Sebastian Reich bekannt.



17. Juli 1628

Magdalena Fragnerin,

Zeil in Konfrontation mit Barbara Rindterin.



18. Juli 1628

Barbara Güßlerin, hat Margareth Bertelmännin belastet.



19. Juli 1628

Catharina Schmidin, Seürin genannt; BAMBERG, bei der Verhaftung 28 Jahre alt,
bekennt gütliche Verführung vor 6 Jahren, (verstorbene Steffan Kaysers Frau erschienen) hat laut Aussage Sommerhaus, Bad und Feldarbeiter, wird wegen Complizenschaft gefoltert: Daumenschrauben, Beinschrauben; gesteht monatlichen Tanz am schwarzen Kreuz
24.7.28 gütlich, Besagungen, 6.8.1628 gütlich und peinlich ratifiziert.


20. Juli 1628

Margreth Heinlein, Peter HeinIeins Frau,
in Konfontation mit Cunz Weiglein.


Hienßenin, (Vorname unbekannt), Erhardt Hienßens Frau von Zeil,
hat Margreth Bertelmännin belastet.


Cathara Linsin, hat Arnoldin belastet (alte Linsin?) ist an
Kalkbad gestorben


Catharina Beckhin, alhier 42 Jahre alt, in Bamberg wohnhaft, von Linda bei Coburg
gebürtig, gütl.-, Tortur: Daumenschrauben, Beinschrauben, als man sie aufziehen will, bittet sie um Verschonung, will alles sagen: Verführung vor 17/18 Jahren, als sie bei der jetzt
verbrannten Großköpf in geclient habe von Knecht Fritz dort verführt.
21.7.1628, 33 Besagungen,
Vieh getötet 6.8.1628 gütlich + peinlich ratifiziert,
Testament ohne Datum.

Anmerkung: Lauk WIKIPEDIA wurde die Folter erstmals in den Jahren 1381 - 1397 aktenkundig in Bamberg angewendet - abgeschafft wurde die Folter in Bamberg dann im Jahre 1795 - das sind summa sumarum 414 Jahre (vierhundertvierzehn) Folterpraxis in der TRAUMSTADT DER DEUTSCHEN ...

Sonntag, 13. Juli 2008

Heute vor 380 Jahren ...

... am Freitag, den 14. Juli 1628 wurde in der "alten Hofhaltung" der Kanzler der Stadt Bamberg, Dr. Georg Haan um 4:30 Uhr morgens und im Beisein von 80 Zeugen geköpft, dann wurde seine Leiche um 9 Uhr morgens heimlich zur Richtstätte gebracht und zusammen mit 7 weiteren "Hexen und Zauberern" vor den Toren der Stadt Bamberg verbrannt.

Dr. Haan war bei seiner lange geplanten Ermordung 60 Jahre alt - er hatte unserer Stadt zuerst als Vizekanzler (seit 1603) und dann als Kanzler (seit 1611) gedient - insgesamt 25 Jahre.
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Der Auftraggeber seiner Mörder war der Fürstbischof Johann Georg II, Fuchs von Dornheim - der Bauherr des MALEFIZ HAUS. Beiname: "Der Hexenbrenner", der bei seiner Flucht im Februar 1632 auch den kostbaren Domschatz gestohlen hat.

Da ein großer Teil der betreffenden Akten erhalten ist, vermittelt die extrem unfaire Vorgehensweise gegen den Kanzler und seine gesamte Familie eindrucksvoll, mit welchen juristischen Winkelzügen die Inquisitionskommision in Bamberg arbeitete, um den höchsten weltlichen Beamten des gesamten Bistums anzuklagen und zu vernichten, der sich mit mehreren Mandaten erfolgreich an das Reichskammergericht in Speyer gewandt hatte.

Seine Frau und Tochter waren demnach frei zu lassen - aber das Mandat kam zu spät, denn beide Frauen waren bereits "im Schnellverfahren" gefoltert und verbrannt worden (Ende Januar 1628).

Die Massgaben der "CAROLINA" wurden von Kanzler Dr. Haan mehrfach vergeblich eingefordert - und einer schlecht retouchierten Textpassage aus seinen Akten haben wir es zu verdanken, dass die Gerichtsschreiber eine weitere eklatante Rechtsverletzung gegen die Massgaben der CAROLINA versehentlich protokollierten: "die teuflinnen welche uff die 30 mal torquiert worden" - bedeutet, dass einzelne Opfer bis zu 30 (dreissig) mal in der Folterkammer waren - die CAROLINA erlaubte aber maximal eine 3-malige Anwendung der Folter - wer danach nicht gestanden hatte, hätte sofort als Unschuldig entlassen werden müssen.

Auch das zweite Mandat des RKG in Speyer lautete auf "sofortige Freilassung des Kanzlers und seines Sohnes, des Ratsherrn Dr. Georg Adam Haan" - doch man quälte den Kanzler so lange, bis er gegen die Gnade einer schnellen Enthauptung ein öffentliches Geständnis vor 34 weltlichen und adligen Räten ablegte:

"Ob er alles so bekannt?
Er habs bekannt.
Ob alles es so in dieser Aussage begriffen die rechte gründliche pur lautere wahrheit sy?
Respondet: Ja
Ob er nun mehr bey so gestaltenen Dingen darbey Leben undt Sterben wolle?
Respondet: Ja

Ist wiederumb ohne ferner(-es) denn davon gegangen."

Dr. Georg Haan war ein gebrochener Mann - er hatte alles verloren - man hatte ihn gezwungen, gegen BM Johannes Junius auszusagen - er war mit schweren Ketten gefesselt und mehrmals gefoltert worden - und wollte nur noch schnell Sterben.

Die ausführliche Geschichte der Haan-Familie gibt es als Buch "Wie löscht man ein Familie aus?" - von Andrea Renczes-Wittkampf.


In Memoriam:

Dr. Georg Haan / Catharina Haan / Catharina Röhm / Dr. Georg Adam Haan / Maria Ursula Haan / Ursula Haan


PS: auf einer Besagungsliste taucht ein weiterer Kanzlersohn, namens "Hans Veit Haan" auf, über den es sonst keine weiteren Erkenntnisse gibt.

Die Woche vom 8. bis zum 14 Juli - kein Eintrag

Dafür wurden am 14. Juli 1628 die geköpfte Leiche des Kanzlers Dr. Georg Haan und sieben weitere Hexen und Zauberer vor den Toren der Stadt Bamberg verbrannt.

In einer ersten statistischen Sortierung aller Opferdaten fallen verschiedene Monate auf, in denen es anscheinend ganz wenig Verfahren gegeben haben mag.

Meine Meinung ist eine andere: ich behaupte, dass genau in diesen Zeiträumen die entsprechenden Akten verschwunden sind und ich untermauere diese Behauptung beispielhaft mit folgenden Indizien: in den Verhörprotokollen von BM Johannes Junius werden 30 Bürger besagt (denunziert) - mindestens 16 dieser Besagungen tauchen nachfolgend aber in keinerlei Akten auf. Es wäre theoretisch möglich, dass JJ möglichst viele seiner Mitbürger schützen wollte, und deshalb auch die Namen von schon verstorbenen Bürgern angegeben hat -
die Befragungsprotokolle sagen aber aus, dass JJ Strasse nach Strasse über gewisse Verdächtige ausgefragt wurde (Der Halunke kennt einen Hexer auf dem Marktplatz und will ihn nicht nennen), was bedeuten würde, dass er überwiegend Bürger besagen musste, die zu dieser Zeit auch in diesen Häusern wohnten.

Es stellt sich die Frage: was ist dann mit diesen denunzierten "Hexen und Zauberern" geschehen? Warum sollen ausgerechnet sie verschont worden sein - und somit müsste die Liste der verbrannten Opfer eventuell um genau diese 16 Namen erweitert werden ...

Die Jahres-Opfer-Statistik der vorhandenen Aktensätze von 1628 sieht wie folgt aus:


Montag, 7. Juli 2008

Die Woche vom 1. - 7. Juli 1628 - > 5 Einträge

1. Juli 1628

Margaretha Braulin - hat Mahr Düschin belastet

> Rest der Akte fehlt


2. Juli 1628

Dorothea Weiherin

am 29. Juni verhaftet, am 2. Juli Geständnis, Ratifizierung Geständnis am 5. Juli mit nachfolgender Execution am 10 Juli 1628

> Rest der Akte fehlt


3. Juli 1628

Margaretha Pertelmennin - "die Junge", ledig, aus Zeil

hat auf Sebastian Reich bekannt.

> Rest der Akte fehlt


5. Juli 1628

Gertraut Höpflerin - aus Ziegelanger

lag am 21. Juli 1628 "3 Stunden im gefaltet Stüblein"
"es geschehe ihr unrecht wann Sie ein trud wehre, so müße Sie es Ja wissen, fangt an und lacht, sagt wölle gern und willig sterben, sterbe sie doch nur einmahl,"

Tortur: Daumenschrauben , dann 1/4 Stunde auf dem Bock, dann 1/8 Stunde "weher Zug", mit Stein und dabei gepeitscht, Bock

18. Juli: gütliche Befragung

22. September oder Oktober 1628 (unleserlich) gütliche Befragung,
dann - vom Nachrichter mit Ruten ziemlich gepeitscht worden.

7. Dezember 1628 Konfrontation mit ihrer Gevatterin Mahr Rügheimerin 1/4 Stunde ad torturam genommen

12.12. 1629: wegen Schwachheit nicht vernommen worden

16.1. 16 30 "hat obgemelte Höpflers Ger theil wegen langwieriger Gefangnuß, theils wegen hohen Alters sich etwas übel befunden, ist hiesiger Herr Pfarrer zu ihr gelassen worden, so dann selbiger beicht gehört."

17.1.1630: im Malefiz Haus gestorben

24.1.1630 "alhier uffm Anger bei der Richtstatt begraben worden"


Laut dem Aktensatz 148/905 war sie auch "in Kalkwasser gebadet" worden - also in einer ätzenden Kalklauge - ebenfalls eine exklusive Foltermethode, die anscheinend nur im Erzbistum Bamberg angewandt wurde - es finden sich zumindest in der gängigen Literatur keine weiteren Hinweise auf Kalkwasserbäder.

Gertraut Höpflerin war demnach 560 Tage in Kerkerhaft, bevor sie verstarb - weil sie aber nie gestanden hatte, wurde sie "als unschuldig" mit der Gnade einer christlichen Bestattung gesegnet. (Anmerkung Autor)


6. Juli 1628

Barbara Peßlerin (oder Beßlerin) - Akte fehlt -

hat aber Getraut Stengel belastet und stand in Konfrontation mit dem Sohn des Kanzlers, Georg Adam Haan.

Dienstag, 1. Juli 2008

Die Woche vom 23. - 30. Juni 1628 - > 6 Einträge

27. Juni 1628

Margretha Garwin - bei der Verhaftung ca. 80 Jahre alt.

Erstes Verhör gütlich > am 30. Juni, 5 Stunden "im gefaltet Stüblein", Daumenschrauben, Beinschrauben, 1/2 Stunde weher Zug + gepeitscht , 2 Stunden Bock

27 Besagungen - (erneutes Verhör am 8.7.1628) > Rest der Akte ist beschädigt


Kunigundt Weinmännin - hat Margreth Bertelmännin belastet > Akte unvollständig



28. Juni 1628

Johannes Junius - Bürgermeister der Stadt Bamberg




Die Geschichte des Johannes Junius ist von beiden Seiten (Täter und Opfer) dokumentiert - es gibt den JuniusBrief und die entsprechenden Verhörprotokolle der Malefiz-Kommision (alle auf dem MALEFIZ-Blog zu finden) und somit widmen wir diesem Schicksal unsere besondere Aufmerksamkeit > ab dem 14. September 2008 - in Bamberg und auf diesem Weblog.

Zur Technik: der digitale 3-D-Avatar von Johannes Junius wurde in einem Computerprogramm generiert und erhebt keinen Anspruch, den "wahren Johannes Junius" dar zu stellen. Falls es jemals ein wirkliches Ölgemälde von diesem Bürgermeister gegeben hat (wovon man durchaus ausgehen darf), dann wurde es - so wie alle Erinnerungen an diesen verurteilten Hexer und Zauberer - nach seiner Verbrennung vernichtet.

Das digitale Bild aus dem CGI-Programm wurde mit Photoshop finalisiert.

Im Gegensatz zu dieser "Fantasie-Darstellung" von Johannes Junius, handelt es sich bei der Arbeit am Malefiz-Haus Projekt um eine sehr exakte Reproduktion des Planes aus dem 17. Jahrhundert - es gibt durch die wertvolle Mitarbeit von Herrn Uwe Krüger jede Menge neuer Erkenntnisse zu berichten ... aber auch erst am 14 September.

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28. Juni 1628

Barbara Pausweinin - hat am 2. November 1628 (nach knapp 5 Monaten im Malefiz-Haus) "alt Melchior Staubs Frau" belastet. Rest der Akte fehlt.


29. Juni 1628

Margaratha (zu Zeil) Bertelmännin - am 4. Juli gütlich und peinlich Verhört. Urteil am 7. Juli: lebendig verbrennen - vollstreckt in Zeil am Main am 10. Juli.


30. Juni 1628

Anna Hoffmennin - in Konfrontation mit Georg Adam Haan. Testament ohne Datum. Rest der Akte fehlt.