Sonntag, 13. Juli 2008

Heute vor 380 Jahren ...

... am Freitag, den 14. Juli 1628 wurde in der "alten Hofhaltung" der Kanzler der Stadt Bamberg, Dr. Georg Haan um 4:30 Uhr morgens und im Beisein von 80 Zeugen geköpft, dann wurde seine Leiche um 9 Uhr morgens heimlich zur Richtstätte gebracht und zusammen mit 7 weiteren "Hexen und Zauberern" vor den Toren der Stadt Bamberg verbrannt.

Dr. Haan war bei seiner lange geplanten Ermordung 60 Jahre alt - er hatte unserer Stadt zuerst als Vizekanzler (seit 1603) und dann als Kanzler (seit 1611) gedient - insgesamt 25 Jahre.
.
.

.
Der Auftraggeber seiner Mörder war der Fürstbischof Johann Georg II, Fuchs von Dornheim - der Bauherr des MALEFIZ HAUS. Beiname: "Der Hexenbrenner", der bei seiner Flucht im Februar 1632 auch den kostbaren Domschatz gestohlen hat.

Da ein großer Teil der betreffenden Akten erhalten ist, vermittelt die extrem unfaire Vorgehensweise gegen den Kanzler und seine gesamte Familie eindrucksvoll, mit welchen juristischen Winkelzügen die Inquisitionskommision in Bamberg arbeitete, um den höchsten weltlichen Beamten des gesamten Bistums anzuklagen und zu vernichten, der sich mit mehreren Mandaten erfolgreich an das Reichskammergericht in Speyer gewandt hatte.

Seine Frau und Tochter waren demnach frei zu lassen - aber das Mandat kam zu spät, denn beide Frauen waren bereits "im Schnellverfahren" gefoltert und verbrannt worden (Ende Januar 1628).

Die Massgaben der "CAROLINA" wurden von Kanzler Dr. Haan mehrfach vergeblich eingefordert - und einer schlecht retouchierten Textpassage aus seinen Akten haben wir es zu verdanken, dass die Gerichtsschreiber eine weitere eklatante Rechtsverletzung gegen die Massgaben der CAROLINA versehentlich protokollierten: "die teuflinnen welche uff die 30 mal torquiert worden" - bedeutet, dass einzelne Opfer bis zu 30 (dreissig) mal in der Folterkammer waren - die CAROLINA erlaubte aber maximal eine 3-malige Anwendung der Folter - wer danach nicht gestanden hatte, hätte sofort als Unschuldig entlassen werden müssen.

Auch das zweite Mandat des RKG in Speyer lautete auf "sofortige Freilassung des Kanzlers und seines Sohnes, des Ratsherrn Dr. Georg Adam Haan" - doch man quälte den Kanzler so lange, bis er gegen die Gnade einer schnellen Enthauptung ein öffentliches Geständnis vor 34 weltlichen und adligen Räten ablegte:

"Ob er alles so bekannt?
Er habs bekannt.
Ob alles es so in dieser Aussage begriffen die rechte gründliche pur lautere wahrheit sy?
Respondet: Ja
Ob er nun mehr bey so gestaltenen Dingen darbey Leben undt Sterben wolle?
Respondet: Ja

Ist wiederumb ohne ferner(-es) denn davon gegangen."

Dr. Georg Haan war ein gebrochener Mann - er hatte alles verloren - man hatte ihn gezwungen, gegen BM Johannes Junius auszusagen - er war mit schweren Ketten gefesselt und mehrmals gefoltert worden - und wollte nur noch schnell Sterben.

Die ausführliche Geschichte der Haan-Familie gibt es als Buch "Wie löscht man ein Familie aus?" - von Andrea Renczes-Wittkampf.


In Memoriam:

Dr. Georg Haan / Catharina Haan / Catharina Röhm / Dr. Georg Adam Haan / Maria Ursula Haan / Ursula Haan


PS: auf einer Besagungsliste taucht ein weiterer Kanzlersohn, namens "Hans Veit Haan" auf, über den es sonst keine weiteren Erkenntnisse gibt.

Keine Kommentare: